Ein wunderbarer Garten bei jedem Wetter!

Veröffentlicht am 29. August 2004 von Roman
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Seit April 2004 kocht Christian Voithofer wieder im 'Hansen' in der Wiener Börse - vier Jahre nach seinem Auszug von dort! Das Hansen ist eines der Highlights in Wiens Gastronomie-Szene. Nicht nur, weil das Essen da vorzüglich schmeckt. Nein, vor allem, da es eine einzigartige Atmosphäre in einer ehemals römischen Markthalle unterhalb der früheren Wiener Börse bietet!

Die Vorgeschichte dieser Rückkehr ist unangenehmer als das Ergebnis. Jung ist Christian Voithofer noch immer. Gerade einmal dreißig, allerdings schon mit einer gastronomischen Historie hinter sich, 'die auch für einen 50-Jährigen reicht': Zum ersten Mal fiel er in der 'Cantinetta Antinori' sehr gut auf, wo er zum jüngsten mit Hauben ausgezeichneten Koch Österreichs wurde; seine nächste Station war Leo Dopplers 'Hansen', dort präzisierte er den für ihn so typischen Stil, sehr international, mit viel Einsatz von Farbe und Aroma; im Jahr 2000 eröffnete mit seiner Frau das 'Chrinor', das auch schnell zum Inbegriff kontemporärer, schicker Kreativ-Küche wurde. Das 'Chrinor' war ein großer Erfolg, der 25-jährige Christian Voithofer ein Star, jeder wollte sein Freund sein, jeder wollte mit ihm ins Geschäft kommen. Und auf ein paar zu viel ließ er sich auch ein, übernahm sich mit zu vielen Projekten, konnte das 'Chrinor' in Folge kaum mehr selbst bekochen. Was das Szene-Publikum nicht verzieh, weshalb die Karawane weiterzog.

Voriges Jahr machte er dann dicht, half ein paar Monate in der Catering-Firma seines Vaters in Salzburg aus, überlegte, als Saisonnier am Arlberg zu kochen und beschloss dann doch, wieder ins 'Hansen' zu kommen. Eine gute Entscheidung, wie es scheint, denn nicht nur, dass Voithofers Küche immer noch hervorragend in dieses Refugium schöner und erfolgreicher Mitt-Dreißiger passt, das Publikum schien gar nicht bemerkt zu haben, dass er weg war.

Vermehrt auf Authentizität wolle er da jetzt achten, sagt Voithofer, 'wenn ich eine Burrata (eine Art Über-Mozzarella) hab', dann gibt's die nur mit einem ordentlichen Olivenöl und ordentlichen Paradeisern'. Wobei man sich Voithofers Küche nun wirklich nicht puristisch vorstellen darf: Bresaola auf einem Erdäpfelschmarren, umgeben von geeister Gurkencreme - schön fürs Auge, erfreulich am Gaumen (€ 7); das an sich beeindruckende Crevetten-Carpaccio - die Meeresfrüchte presst man zu einer Crevetten-Rohwurst, schneidet die dann hauchdünn auf - litt etwas an zu viel Marinade und belangloser Rucola, da geht die Idee verloren (€ 8). Der Ritschert-Salat mit Paprikawürferln und gebratenen Bachforellenfilets sah für gequollenes Getreide wirklich toll aus, schmeckte kräftig, erdig (€ 8); der Risotto mit Hokkaido-Kürbis, Kernöl und Lauch beeindruckte - obwohl einer der Renner im 'Hansen' - aufgrund massiven Obers-Einsatzes weniger (€ 9).

Rinderfiletscheiben auf einem hervorragenden Eierschwammerlgulasch mit geröstetem Serviettenknödel war gut (€ 17), die rosa Spanferkelkrone mit Erbsen-Kartoffelpüree, Speck und Zitronenthymian war dafür absolut großartig, erinnerte an Voithofers beste Chrinor-Zeiten (€ 16).

Einen sehr viel angenehmeren Platz zum Mittagessen wird man in Wien jedenfalls nicht leicht finden, mit dem Abendessen muss man leider nach wie vor früh dran sein. Ah ja, und Kochkurse gibt's natürlich auch. (Quelle: Rondo/Standard - Florian Holzer)

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